Überraschungsmannschaft TSV Solln wirft auch Bezirkligisten FC Kosova aus Pokal

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07.09.21: Toto-Pokal 21/22 Kr. Mch. – TSV Solln I – FC Kosova 3:1 (1:0)

Gegen zwei Vereine aus der Kreisliga hatte der TSV Solln sich im diesjährigen Toto-Pokal bereits durchgesetzt. Nun stand mit dem FC Kosova aus der Bezirksliga ein wahrer „Brocken“ auf der Matte, selbst wenn die Bilanz der letzten Pflichtspiele mit nur einem Sieg gegenüber drei Niederlagen das Bild ziemlich trübte. Der Ehrgeiz der Sollner richtete sich vorwiegend darauf, einen möglichst achtbaren Eindruck zu hinterlassen und sich nicht „abkochen“ zu lassen.

Trainer Blasenbreu stellte die Mannschaft auf einigen Positionen um und brachte einigen jüngeren Spielern sowie Sebastian Jell aus der zweiten Garnitur sein Vertrauen entgegen; ebenso kam Hannes Frankl nach längerer Zeit erstmals wieder zum Einsatz in der Ersten. Die Anfangsphase gehörte – ohne einleitendes „Beschnuppern“ – erwartungsgemäß dem Bezirksligisten. In der 4. Minute hatten die Platzherren Glück, als Schiri Nuernbergk nach einem Foul von Sebastian Jell pfiff, obwohl die Kosovaren weiterhin im Ballbesitz waren. Ademi trat zum Freistoß an, der Ball prallte jedoch an der Mauer ab.

Die Sollner selbst wagten nun erste Versuche in der Offensive. Für den Steilpass von Kapitän Jakob Berz fand sich leider kein Abnehmer (7.). Beim Schuss von Simon Metzger kurz darauf musste Keeper Almir Rramanaj immerhin per Fuß klären (8.). Adrian Becker im Tor der Gastgeber hatte mittlerweile die ersten Bälle zu halten bekommen. So war er schon bestens darauf vorbereitet, einen Weitschuss der Kosovaren zu parieren; Maximilian Morstein und Christian Wiemann hatten aufgepasst, dass kein Gästespieler mehr an den Ball kommt (14.). Nach vorübergehender Entlastung in der Offensive (Sebi Henrici kam aber an Nico Stegers Pass nicht ran) fanden sich die Gastgeber wieder unter Beschuss. Hannes Frankl klärte einen Querpass von Admir Rramanaj kraftvoll ins Seitenaus (15.), und Christian Wiemann blockte einen weiteren Schuss der Gäste; der Nachschuss wurde ins Toraus abgewehrt (16.). Nach der kurz ausgeführten Ecke blieben Adrian Becker und Christian Wiemann Sieger.

Leider musste Sebi Henrici schon nach einer guten Viertelstunde vom Feld, da er – wohl durch seinen lädierten Fuß etwas gehandicapt – nicht das nötige Tempo erreichte. Mit Armando Tischer erhoffte sich Trainer Blasenbreu in dieser Hinsicht ein deutliches Plus. In der 19. Minute setzte Tischer einen ersten Akzent und wurde gelegt: sein Freistoß freilich ging knapp übers Tor. 2 Minuten später zeigte Tischer erstmals sein ganzes Können; er umkurvte Keeper Rramanaj und spielte zu dem jungen Sezgin Altaylar ab, der geistesgegenwärtig genug war, ins leere Tor einzuschieben (1:0/22.). Da wächst ein neuer „Stern am Sollner Fußballhimmel“ heran! Altaylar zeigte keinerlei Berührungsängste, obwohl die meisten Gegenspieler locker an die 20 kg mehr wiegen, und nahm es schon mal mit zweien gleichzeitig auf (25.). Geglückt war auch das Debüt von Sebastian Jell, der sich enorm einbrachte, aber leider ab der 27. Minute eine gelbe Karte kassierte. Nach dem von Zeka getretenen Freistoß vollführte Verteidiger Maximilian Morstein eine seiner zahlreichen Kopfballaktionen.

Die Kosovaren blieben weiter dran, aber Adrian Becker parierte super gegen Ademi (28.), und mit den folgenden beiden Eckbällen kam die Sollner Abwehr zurecht. Es war eine muntere Partie mit Gelegenheiten auf beiden Seiten. Die Gastgeber kamen immer besser ins Spiel, konnten aber zunächst keine Resultaterhöhung herbeiführen. Ein Freistoß von Nico Steger ging weit über den Fangzaun ins Gebüsch (31.), und etwas später hielt Sezgin Altaylars Störmanöver Torwart Rramanaj nicht davon ab, den Ball zu halten (32.). Unglücklicherweise zahlte sich Nico Stegers Optimismus nach seiner im Ligaspiel am Sonntag erlittenen Verletzung nicht aus; er konnte immer noch nicht richtig atmen und musste in der 35. Minute vom Feld. Mit Jonathan Essmann brachte der Coach einen weiteren schnellen Stürmer, der auch als Freistoßschütze fungiert. Der erste Freistoß landete zwar im Fangzaun (37., aber Essmann setzte sich weiterhin sehr sichtbar ein. Dies gilt auch für Simon Metzger, dem in der 39. Minute ein Tor versagt wurde, denn der Schiri hatte vorschnell Foul gepfiffen, während der Ball ins Tor rollte (für den zu frühen Pfiff entschuldigte sich der Unparteiische später beim Sollner Trainer). So blieb es bei einer Freistoßchance, aber Simon Metzger schoss zu unplatziert, und der Ball ging weit drüber.

Die Gäste rannten gegen den knappen Rückstand an, aber Solln hatte seine Mittel dagegen (Jell, Gerhard und Morstein). Zwar kam auch Solln in der ersten Halbzeit nicht mehr zu einem Treffer (Keeper Rramanaj hält Querpass von Tischer/43.), aber der Klassenunterschied war kaum noch wahrzunehmen. Ein Sonderlob gebührt übrigens Abwehrspieler Morstein, der mit einer tollen Klärungsaktion die 1:0-Führung seiner Sollner in die Pause rettete. Zur zweiten Halbzeit ließ Trainer Blasenbreu schweren Herzens den mit Gelb belasteten Sebastian Jell auf der Bank (ein späterer Rückwechsel stand natürlich an). Rafi Beelitz kam dafür aufs Feld. Die Platzherren starteten ganz stark, mussten aber noch mancher Chance hinterherschauen. So nahm Armando Tischer Jona Essmanns Zuspiel zu hart an, so dass der Ball übers Tor ging (47.), Simon Metzger köpfte nach Freistoß von Jakob Berz daneben (48.) und Keeper Rramanaj klärte zweimal per Fuß gegen Metzger. Als jedoch einem der kosovarischen Abwehrspieler bei einem Angriff von Armando Tischer an der Strafraumgrenze ein Handspiel unterlief, gab es zwar keine Karte, wohl aber einen Freistoß: Diesen zirkelte Tischer mustergültig ins Eck (50.). Gleich darauf musste Rramanaj gegen Tischer per Fuß klären. Die Zuschauer sahen eine hochklassige Partie, in der die heimische Mannschaft die teilweise vorhandene körperliche Unterlegenheit durch Ideenreichtum und Wendigkeit wettmachte. Freilich unterlief der Sollner Defensive der eine oder andere Fehler, ohne dass dies große Folgen gehabt hätte. So kam Morstein in der 52. Minute zu spät und sah Gelb (Freistoß Kosova ins Toraus); ähnlich bei Wiemann (59./Freistoß von Ademi ans Außennetz). Dazwischen und danach konnte sich Torwart Becker in mehreren Szenen auszeichnen (hält Konter im Nachfassen/52.; pariert Freistoß von Kapitän Zeka super/56.; hält Weitschuss/60.). Als Armando Tischer gefoult wurde (was öfters vorkam), hatte er erneut eine Freistoßchance – leider knapp übers Tor (60.). Vor Ausführung des Freistoßes wechselte Matias Blasenbreu Adriano Ferraro für Sezgin Altaylar ein. Ehemalige Mannschaftskameraden aus der A-Jugend verrieten, dass Adriano und sein jüngerer Bruder Alessio auf Grund ihrer Laufgeschwindigkeit als „die Ferraris“ bezeichnet wurden. Die Sollner Fans durften sich also auf weitere gut 30 Minuten bester Unterhaltung freuen. Kurz darauf verschaffte Matthias Kolle mit seiner Einwechselung seinem Abwehrkollegen eine Verschnaufpause (66.).

Wenige Minuten später machte die Heimelf mehr oder weniger „den Deckel drauf“. Keeper Adrian Becker parierte einen Angriff der Kosovaren und führte dann den Abstoß weit aus. Stürmer Armando Tischer erwischte die Kugel mit dem Kopf und überwand Keeper Rramanaj abermals zum Stand von 3:0 (70.). Nun war die Zeit gekommen, mit Hannes Frankl und Simon Metzger zwei weitere Spieler abzulösen. Sebi Henrici und Sezgin Altaylar kamen zurück (71.). Altaylar hatte gleich eine Riesenchance, verfehlte aber Tischers Querpass, so dass der Ball ins Toraus ging (72.). Adrian Beckers schien weite Abschläge geübt zu haben: in der 74. Minute konnte sein Counterpart den Ball gerade noch mit einer Hand an den Körper ziehen. Leer aus ging leider auch der rückeingewechselte Sebi Henrici, der Jona Essmanns Zuspiel verpasste (77.). Die Spieler des FC Kosova sahen wohl nur noch geringe Chancen, den Rückstand aufzuholen. Eine jedenfalls nutzten sie zur Ergebnisverkürzung auf 3:1: Juric verwandelte einen Freistoß nach einem Super-Einsatz von Adriano Ferraro gegen Rustemi, der allerdings als Foul ausgelegt wurde (80.). Davor durfte Armando Tischer für Sebastian Jell Platz machen. Tischer hatte der Mannschaft immerhin wieder mit einem Doppelpack geholfen und zudem den ersten Treffer entscheidend vorbereitet. Er lief mit breitem Grinsen an den zufriedenen Zuschauern vorbei in Richtung Bank. Dann allerdings gerieten die Gastgeber nochmals in Bedrängnis. Nach einem Ballverlust kam der Ball über Valon Zeka zu Anto Bonic, dann entstand Chaos um den Sollner Strafraum herum, dann gab es Gelb für Christian Gerhard, der im Übrigen ein sehr gutes Spiel gemacht hatte (81.). (Maximilian Morstein kam an Gerhards Stelle für die letzten Spielminuten zurück.) Gefährlich wurde es für Solln auch kurz davor, als die Abseitsstellung eines Kosovaren nicht abgepfiffen wurde (die Gäste machten aber nichts aus der Gelegenheit). Die Rückeinwechselungen bei Solln machten sich belebend bemerkbar. Besonders frisch schien Sebastian Jell zu sein, der in der Schlussphase an vielen Aktionen beteiligt war und nicht nur die Sollner Hälfte freiräumte, sondern auch für Torgefahr sorgte (82./84./88.). Darüber hinaus bediente er zu Beginn der Nachspielzeit den nach wie vor munteren Jona Essmann, bevor ein Gegenspieler ins Seitenaus klärte. Eine unnötige gelbe Karte kassierte Sebi Henrici kurz danach (wegen Ballwegschlagens nach Abseitspfiff), machte aber ansonsten in seiner zweiten, gut 20-minütigen Spielphase einen sehr guten Eindruck und prüfte mehrmals den Keeper und die Abwehr des FC Kosova. Die letzte Sollner Möglichkeit lag bei Kapitän Jakob Berz, dessen Freistoß in der 4. Minute der Nachspielzeit per Kopf abgewehrt wurde.

Eine geschlossene Mannschaftsleistung und tolle Einzelvorstellungen sorgten für einen gefüllten und gelungenen Abend aus Sollner Sicht und fürs Weiterkommen in die nächste Runde des Toto-Pokals. Der Blickwinkel der ausgeknockten Gästemannschaft war natürlich ein ganz anderer. Konnte man den Kosovaren während des Spiels kaum übermäßige Härte gegenüber den Gastgebern vorwerfen (Solln war mit 5 gelben Karten gegenüber 4 bei Kosova „knapp vorne“), entluden sich die Emotionen nach dem Abpfiff untereinander. Glücklicherweise schienen sich die Gemüter nach ein paar Minuten aber wieder zu beruhigen.

TSV Solln: Becker, C. Gerhard (83. Morstein), Morstein (66. Kolle), Wiemann, Frankl (71. Henrici), Berz, S. Metzger (71. Altaylar), S. Jell (46. Beelitz-Perarnau), Altaylar (61.Ferraro), N. Steger (35. Essmann), Henrici (17. Tischer; 80. Jell) – außerdem im Kader: Haltmayr

Tore: 1:0 Altaylar (22./Assist: Tischer), 2:0 Tischer (50./direkter Freistoß), 3:0 Tischer (70./Assist: Becker),

Gelbe Karten: Jell (27./Foul), Morstein (52./Foul), Wiemann (59./Foul), Gerhard (81./Foul), Henrici (90. Ballwegschlagen)

Autor: Eva Ankenbauer