Ein verlorenes Fußballspiel, Streit mit einem anderen Kind oder ein aufgeschürftes Knie – es gab kein Problem, bei dem Peter Jügler und Günter Hackel den Kindern auf der Anlage des TSV Solln nicht weiterhelfen konnten.
Über ein Jahrzehnt arbeiteten die beiden Freunde ehrenamtlich für den Verein. Markierten die Spielfelder, stellten Tore auf, teilten die Teams auf die Kabinen auf und schrieben Ergebnisse auf einen Plan am Eingang – so viel zu den offiziellen Aufgaben des Duos.
Ihre größte Eigenschaft jedoch ist auf keiner Stellenbeschreibung dieser Welt zu finden. Günter und Peter sahen es als ihre Aufgabe, als ihre Pflicht an, dass sich die Kinder auf dem Vereinsgelände an der Herterichstraße 141 sicher und geborgen fühlten. Unabhängig davon, ob sie ein Trikot des TSV Solln oder eines gegnerischen Klubs trugen. Da unterschieden die beiden nicht.

Gab es ein Problem, führte der Weg der Kids schnurstracks zu Günter und Peter. Und das dürfen Sie mir glauben: Für Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren tut sich ein solches Problem schnell auf. Ein offenes Schuhband? Günter und Peter halfen. Die Mama oder der Papa, die sich zur Abholung nach dem Spiel verspäteten? Günter und Peter halfen. Der Turnbeutel in der Kabine wieder einmal unauffindbar? Günter und Peter halfen. Der überraschende Verlust eines Milchzahns? Günter und Peter halfen. Unbändige Trauer, weil gerade ein Fußballspiel verloren gegangen war? Günter und Peter halfen. Die Liste ließe sich schier endlos weiterführen.
Die Anlage wurde auch nicht verlassen, bevor nicht noch einmal mit Günter und Peter abgeklatscht wurde – das musste sein. Die Kids vertrauten den beiden. Der Grund, warum das Duo bei den Nachwuchsfußballern so beliebt war, ist ein einfacher: Sie machten ihren Job gerne, mit Liebe. Kinder merken so etwas, ob man es glaubt oder nicht. So ziemlich jeden Nachwuchskicker kannten sie mit Namen, nicht selten galt das auch noch für deren Geschwister und Elternteile. Stundenlang verweilten sie auf dem Platz – bei Wind und Wetter. Günter und Peter waren die besten Beispiele, wieso das Ehrenamt so unglaublich wichtig ist für unsere Gesellschaft.

Auch nachdem sie nicht mehr regelmäßig an Heimspieltagen auf der Anlage anwesend waren, bekam man Günter und Peter häufig zu Gesicht. Bei den Spielen des FC Bayern waren sie Stammgäste im Vereinsheim, nahmen sich immer Zeit für ein Gespräch, interessierten sich für das Wohlbefinden der Menschen. Auch wenn sie für die Familie zuhause einkaufen sollten, führte ihr Weg nicht selten über ihren so sehr geliebten Fußballplatz.

Sie waren – ohne auch nur ansatzweise zu übertreiben – die Herzen des Vereins. Nun haben diese Herzen aufgehört zu schlagen. Günter und Peter verstarben innerhalb von drei Jahren an Krebs. Peter im Februar 2020, Günter vor Kurzem im Mai. Es waren Nachrichten, die einem den Atem raubten, Tränen fließen ließen. Und dennoch: Wenige Augenblicke später standen mittlerweile erwachsene Sollner Spieler beisammen und erzählten sich Anekdoten über die beiden Urgesteine, die diesen wunderbaren Klub so immens prägten, die so viele Spieler glücklich an ihre Jugendzeit zurückdenken lassen. Die Gedanken an Günter und Peter schaffen das, was sie vor Jahren Woche für Woche bei den Kids hinbekommen haben: Ein Lächeln auf dem Gesicht.


Günter Hackel wird im Waldfriedhof Solln beigesetzt. Zahlreiche Sollner Weggefährten werden ihm die letzte Ehre erweisen.

Stimmen aus dem Verein

„Die Seele des Vereins!“

„Die Beiden waren immer am Fußballplatz, haben auf alles und jeden aufgepasst und hatten immer ein offenes Ohr. Auch wenn die Eltern mal nicht in Solln dabei waren, haben wir uns als kleine Kinder durch sie immer aufgehoben und sicher gefühlt. Ich bin mir sicher, die beiden wachen jetzt oben zusammen über ihren neuen Fußballplatz.“

„Wenn ich an meine Kindheit beim TSV Solln zurückdenke, denke ich dabei auch direkt an Günter und Peter. Die beiden haben einfach dazugehört und waren immer für uns da. Nach Siegen haben sie sich mit uns gefreut und uns nach Niederlagen getröstet. Dafür bin ich sehr dankbar!“

„Peter und Günter haben über viele Jahre mit Ihrem unermüdlichen Einsatz den Verein positiv geprägt. Seitdem ich denken kann, waren Sie einfach immer da und standen uns mit Rat und Tat zur Seite. Ihre Liebe für den Verein war wirklich bewundernswert!“

„Keiner hat das Ehrenamt mit so viel Bereitschaft, Freude und Liebe zum Fussball gelebt wie Günter und Peter. Sie fehlen, besonders als Personen!“

„Günter und Peter waren die beiden freundlichsten und gutmütigsten Personen im ganzen Verein. Sie waren bereits vor 20 Jahren schon an jedem Wochenende auf der Sollner Anlage anzutreffen, um die Felder für die Jugendspiele aufzubauen, was Ihre Liebe und Ihr Engagement für diesen Verein widerspiegelt.“

„Meistens traf ich sie schon auf dem Weg zum TSV Solln. Nebeneinander liefen die beiden, während ich mit dem Fahrrad an ihnen vorbeifuhr. Sie riefen mir von ganzem Herzen „viel Glück“ hinterher. Dann wusste ich sofort, das würde ein guter Spieltag für uns werden!“

Dankbare Sollner